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Reform der Notfallversorgung

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Auch wenn die Gesundheitspolitik sicher im Moment voll und ganz mit der Bewältigung der Corona-Pandemie beschäftigt ist, müssen wir wichtige Themen, die vor der Pandemie schon auf der Agenda standen, weiter verfolgen, weil auch die Zeit der Legislaturperiode läuft und das Ende der Wahlperiode im nächsten Jahr durchaus in Sicht ist.

Anfang des Jahres hatte ich mich in Berlin unter anderem mit Vertretern der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin getroffen, um mich über den Gesetzentwurf zur Reform der Notfallversorgung auszutauschen. Es besteht die Absicht sog. INZ, integrierte Notfallzentren, ins Leben zu rufen, die die Notfallversorgung aus dem ambulanten und stationären Bereich koordinieren sollen. Wir kennen mittlerweile alle die Situationen in den Notfallambulanzen der Krankenhäuser, bei denen an so manchem Wochenende ein regelrechter Stau entsteht, weil auch Patienten versorgt werden wollen, die eigentlich beim Notfalldienst der niedergelassenen Ärzte sehr gut und richtig aufgehoben wären. Die Kassenärztliche Vereinigung als Verantwortliche für diesen Bereich tun sich aber schwer ausreichend Besetzungen für die Notfallpraxen zu finden, wie sich über lange Zeit im Südkreis gezeigt hat. Die Patienten suchen derweil die Krankenhausambulanzen auf, weil sie glauben, dass die Behandlungen schneller erfolgt und leider oftmals auch aus reiner Bequemlichkeit.

Das neue Konzept soll nun die beiden Komponenten zusammenführen, wobei aber die Frage auftaucht, wer die organisatorische Verantwortung für die INZ haben soll. An dem Abend in Berlin  hatte ich mich mit Prof. Dr. Bernd W. Böttiger von der Universitätsklinik Köln, wo er die Klinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin leitet, verabredet, um diese Frage weiter zu vertiefen. Leicht verzögert durch die Pandemie fand das Treffen in dieser Woche statt.

Die medizinischen Laien werden nur ausnahmeweise wissen, dass die Anästhesisten und Intensivmediziner die geborenen Notfallmediziner sind, weil sie in ihrem normalen Arbeitsbereich in den Kliniken immer mit ausgewöhnlichen Behandlungssituationen konfrontiert werden, wo es häufig um „Leben und Tod“ geht. Es spricht daher einiges dafür, die organisatorische Leitung dort anzusiedeln, wobei die Vertreter des niedergelassenen Bereichs eingebunden werden sollten, um die Befunde zu behandeln, die klassischerweise in die Hausarztpraxis gehören. Die Herausforderung liegt im Sortieren, für das ein sog. Triagesystem installiert werden muss, das im Rahmen einer Art Erstbegutachtung die Zuweisung zu den Fachbereichen vornimmt. Dies hat den Vorteil, dass beide Bereiche in erreichbarer Nähe sind und der Patient eben nicht den Eindruck bekommt, wieder nach Hause geschickt zu werden.

Wir müssen nun das Format der Zusammenarbeit entwickeln, zu dem auch die Frage der Vergütung gehört. Dies interessiert den Patienten verständlicherweise eher weniger, weil er als Mitglied der Gesetzlichen Krankenkasse nach dem Sachleistungsprinzip immer einen Versorgungsanspruch hat. Für die Wirtschaftlichkeit des Trägers spielt dies aber doch eine Rolle. Wir sind uns aber auch der Tatsache bewusst, dass der Patient von heute wesentlich selbstbewusster im System agiert, auch wenn es vielleicht objektiv unvernünftig oder sogar kontraproduktiv ist. Auch die Mediziner in den jeweiligen Sparten verändern ihre Einstellung gegenüber ihrem Arbeitsbereich und stehen deshalb sehr unterschiedlich zur Verfügung. Unser Anspruch ist es deshalb, bei bestmöglicher Versorgung des Patienten, die Ressourcen gezielt und schonend einzusetzen. Der Austausch hat mir dazu wichtige Informationen geliefert.

An Ende unseres Treffens sprach mich Prof. Dr. Böttiger auch noch auf eine wichtige Frage an. Die drittgrößte Gruppe der jährlichen Todesfälle sind der plötzliche Herztod mit rund 70.000 Toten pro Jahr nach Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen an Position 1 und 2. Bei diesem Befund kommt der Notarzt mit einer Eintreffzeit von 8 Minuten in der Regel zu spät, weil bei Wegfall der Sauerstoffversorgung das Gehirn bereits ab 3 Minuten irreparable Schäden erleidet, die durch Reanimation nicht mehr korrigiert werden können. Alle anderen Organe können heute auch nach längerer Zeit problemlos und ohne Spätfolgen wieder reanimiert werden. Hier hilft nur die Herzmassage, um die Sauerstoffversorgung des Gehirns zu erhalten. Diese Behandlungsmethode kann jeder Mensch auch im jugendlichen Alter mit zwei Händen umsetzen, was aber zu wenig geschult und geübt wird. Auf die früher immer empfohlene und für einige abschreckende Mund-zu-Mund-Beatmung wird heute verzichtet. In Dänemark konnte nach Einführung einer gesetzlichen Schulungspflicht innerhalb von 10 Jahren die Todesrate um 30 % reduziert werden. Prof. Dr. Böttiger wirbt daher für die verpflichtende Ausbildung in der Herzdruckmassage in den Schulen, weil der Erfolg verblüffend ist und es keine technisch-medizinische Behandlung der Neuzeit gibt, die allein durch menschliche Hilfe eine solche Erfolgsquote vorweisen kann.

Ich werde mich gerne für eine solche Initiative einsetzen.

Austausch mit Friseur-Innungsobermeister Thomas Ritter in Hürth

Bedingt durch die Corona-Krise wurden viele Geschäfte temporär geschlossen und zahlreiche Dienstleistungen mussten vorrübergehend eingestellt werden, um die Ausbreitung des Covid-19 zu stoppen. Auch Friseur-Salons waren betroffen. Seit dem 5. Mai können diese nun unter strengsten Abstands- und Hygieneregelungen wieder öffnen. Um mir ein Bild von der Situation zu machen habe ich diese Woche exemplarisch einen Salon in Hürth besucht.

Ich danke sehr dem Inhaber Thomas Ritter, der mich außerhalb der Geschäftszeiten, am sonst für Friseure als Feiertag gehaltenen Montag, durch seinen Salon in Hürth führte. Schnell wird sichtbar, dass die Räumlichkeiten den erforderlichen Bedingungen zur Wiedereröffnung angepasst wurden: Desinfektionsmittel am Eingang, Hinweisschilder, farbliche Markierungen, Abstände und Trennungen zwischen den Stühlen. Diese und weitere erkennbare Maßnahmen sind sorgsame Vorbereitungen, um eine etwaige Ansteckung zu verhindern. Dies sind jedoch nur die äußeren Rahmenbedingungen. Vielmehr sind auch die weiteren Planungen und die Terminorganisation für die erfolgreiche Umsetzung der Hygienemaßnahmen entscheidend.

Als Innungsobermeister der Kreishandwerkerschaft Rhein-Erft spiegelte mir Thomas Ritter auch die Gesamtstimmungslage der Friseure im Kreis sowie der Kunden wieder. Das größte Lob der Zeit vor Corona war noch die Freude über eine schöne Frisur, dies wird nun dadurch durch den Ausdruck der Kunden ergänzt, dass sie sich sicher und wohl gefühlt haben.

Thomas Ritter hat übrigens schon zu Beginn der Corona-Krise auf Maßnahmen hingewiesen, um Dienstleistungen wieder anbieten zu können.
Gerne empfehle ich den Beitrag vom 2. April 2020 bei RTL Regional West. Ab 1′ 30…:  https://www.rtl-west.de/beitrag/artikel/virologe-zweifelt-an-massnahmen/

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Big Data für unser Rettungswesen?!

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Auf Vermittlung von Matthias Neugebauer aus dem Gründerzentrum Start@Hürth traf ich mich diese Woche unter Wahrung aller Hygiene- und Abstandsregelungen mit Dr. Nichau, dem Geschäftsführer der Firma Niologic, in Knapsack. Dieser konzipiert und entwickelt Lösungen für die operative und strategische Steuerung des Rettungsdienstes basierend auf Big Data.

Der exponentielle Anstieg der Rettungsdiensteinsätze in den letzten 20 Jahren erfordert immer mehr Ressourcen vor Ort. Das Einsatzfahrtaufkommen im öffentlichen Rettungsdienst steigt weiterhin, dabei kann zukünftig mithilfe einer digitalen strategischen Planung eine flächendeckende Versorgung mit einer smarten Verteilung der Einsatzfahrzeuge und -kräfte sichergestellt werden, ohne das bestehendes Personal abgebaut werden muss.  Es ist aber auch deshalb von Vorteil, weil es keine leichte Aufgabe ist, immer mehr Personal für diesen Bereich gewinnen zu können. Die vorhandenen Personalressourcen müssen daher optimal eingesetzt werden. Durch die Auswertung von Algorithmen können vergangene Einsatzzahlen kombiniert und mit der Szenario-basierten Gefahrenmatrix des Einsatzgebietes verknüpft werden. Dadurch lassen sich Prognosen und Schwerpunkte des Einsatzgeschehens kennzeichnen ohne dass der Schutz des Einzelnen gefährdet ist. Geobasierte Faktoren werden einbezogen und die Verwendung historischer Daten dienen dem Erlernen der Wahrscheinlichkeitsverteilung.

Ein sehr spannendes Projekt, das dem Menschen im Notfall helfen kann. Ich werde mich dafür einsetzen, dass die Analysemethoden auf den neusten Stand gebracht werden und wir Big Data unter Beachtung des personenbezogenen Datenschutzes gezielt und wirkungsvoll mit deutschen oder zumindest europäischen Technologien einsetzen.

Wirtschaft durch die Krise bringen

Mitte der Woche habe ich die Firma Hasenkamp in Frechen besucht, um mich dort mit dem Geschäftsführer Herrn Schneider über die Auswirkungen der Corona-Krise für die Unternehmen der Region aber auch bundesweit auszutauschen. Mir war das Gespräch besonders wichtig, um auch die Rettungsschirme und das politische Handeln dieser Tage im direkten Dialog mit einem Vertreter der Wirtschaft zu bewerten. Wo wäre das besser, als bei einem mittelständischen familiengeführten Unternehmen, das in seiner mehr als hundert jährigen Geschichte bereits zahlreiche Herausforderungen gemeistert hat? Insbesondere die Logistik ist ein guter Indikator, weil verschiedene Branchen die Auswirkungen der Corona-Krise für den Handel unterschiedlich zu spüren bekommen.

Sicherlich waren die Finanzhilfen notwendig, um in der Folge des Lock-Downs die Überbrückungszeit für Unternehmen sicherzustellen, doch werden viele Auswirkungen erst in den nächsten Monaten und Jahren absehbar sein. Jetzt wo die Wirtschaft nach und nach wieder ins Laufen gebracht werden soll, ist mir die Begleitung vor Ort wichtig, um Anpassungen noch vor der parlamentarischen Sommerpause und sicherlich auch im dritten Quartal des Jahres zielgerichtet vorzunehmen. Allerdings lässt sich Aufschwung nicht gesetzlich anordnen, sondern allenfalls politisch begleiten. Deshalb bin ich auch davon überzeugt, dass wir den verantwortungsvoll handelnden Unternehmern die Freiheit einräumen müssen, sich mit den Veränderungen am Markt flexible auseinandersetzen zu können. Der Unternehmer weiß in der Regel am besten selbst was für sein Unternehmen und damit für sein Wachstum am Besten ist.

Der Wohlstand den wir seit Jahren genießen, so wie auch eines der weltbesten Gesundheitssysteme der Welt, sind nur möglich, wenn wir gesunde Unternehmen haben, die neben der Beschäftigung zahlreicher Arbeitskräfte auch Gewerbesteuer zahlen, die dem Allgemeinwohl zu Gute kommen. Es ist daher in unser aller Interesse, dass wir eine leistungsstarke Wirtschaft haben, damit wir in Verantwortung für alle Bürgerinnen und Bürger eine verlässliche Infrastruktur sicherstellen können.

Ich danke Herrn Schneider für den offenen Austausch und werde viele Eindrücke die mir aus dem Rheinland geschildert wurden kommende Woche in den Wirtschaftsgremien des Bundes einbringen.

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Zum Schluss noch einmal kurz Corona

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Ich habe Sie in den letzten Wochen mit sehr vielen fachlichen Informationen über die Corona-Pandemie und die Maßnahmen gegen den Virus und für die Wirtschaft versorgt.

Zur Zeit läuft die Lockerungsphase der Kontaktbeschränkung und der gestrige Vatertag veranlasst mich zu einige kurzen Bemerkungen.  Auch ich empfinde es als erfreulich und fast schon befreiend, dass mehr Möglichkeiten der Bewegung und der Versorgung im Handel bestehen. Trotzdem ist die Gefahr als solche noch nicht beseitigt und Vorsicht ist nach wie vor geboten.  Die AHA-Regelung – Abstand, Hygiene und Atemschutz- sind die Regeln, die wird uns weiter vor Augen halten müssen. Gestern waren einige Menschen wohl so voll Begeisterung über das schöne Wetter und die Möglichkeiten des Treffens, dass diese Regel leider doch nicht immer ernsthaft befolgt worden ist.

Deshalb an dieser Stelle noch eine klare Botschaft:

Es gibt noch keine Entwarnung und wir können uns eine zweite Welle mit einer Verschärfung der Regeln nicht leisten. Tragen Sie mit Ihrem Verhalten dazu bei, dass wir vor allem auch die Menschen schützen, die besonders gefährdet sind.  Jede Disziplin ist die Mühe wert!

Alles was Sie tun, ist weniger schlimm und belastend, als zwangsweise beatmet zu werden oder gar zu versterben! Keiner ist nach dem heutigen Stand davor sicher und keiner kann heute zuverlässig geschützt werden.

Also – bleiben Sie vorsichtig und bleiben Sie gesund !