Seit über einer Woche hält uns nun die Flutkatastrophe an Erft und Ahr in Atem. Nachdem der Regen endete und die Pegelstände langsam sanken, war das wahre Ausmaß der Schäden langsam sichtbar.
Bauwerke bis hin zu Brücken und Autobahnen sind schwer beschädigt worden oder sind vom Erdboden verschwunden. Viele Menschen haben Hab und Gut und noch viel schlimmer auch liebe Menschen verloren.
Die Welle der Hilfsbereitschaft ist überwältigend. Geldspenden an zahlreiche Organisationen und vor allem direkte Hilfe an Ort und Stelle lassen Fortschritte sichtbar werden. Mit der Unterstützung von Bundeswehr, Feuerwehr, THW, Polizei, DRK und vielen mehr werden die Berge von Müll und Schutt abgetragen und Verbindungen wieder hergestellt.
Ich selbst konnte am vergangenen Donnerstag in Bad Münstereifel mit Hand anlegen und werde auch am Samstag vor Ort sein und Unterstützung leisten. So bekommt man hautnah ein Gefühl für die Dimension der Herausforderung, die schon nach Bildern in Zeitung, Internet und Fernsehen ganz offenbar riesig ist.
Für die weitere Arbeit ist es jetzt aber dringend erforderlich, strukturiert an die Arbeiten heranzugehen, damit vor allem schnell an den richtigen Stellen und mit Effizienz geholfen und repariert werden kann.
Der erste Schritt von Bund und Land, Hilfszahlungen in Höhe von insgesamt 400 Mio. Euro zur Verfügung zu stellen, war ein wertvolles Signal für die Betroffenen.
Die Formalitäten der Beantragung wurden schnell auf den Weg gebracht und sind erfreulich unbürokratisch.
https://www.land.nrw/de/soforthilfe
Trotz der unermüdlichen Arbeit vor Ort und den Zahlungen werden aber nicht die Instandsetzungen der Infrastruktur und auch insgesamt die Zeiten der Wiederherstellung, die erheblich sein dürften, ohne zusätzliche Schritte und Maßnahmen zu bewältigen sein.
In finanzieller Hinsicht werden schon erste Stimmen laut, die bei den Betroffenen zwischen denen differenzieren wollen, die über eine Elementarversicherung verfügen und denen, wo das nicht der Fall ist. Juristisch mag das ein Aspekt sein, aber ethisch und moralisch kann diese Unterscheidung schwerfallen und auch nicht unbedingt als gerecht empfunden werden. Vor allen Dingen auch deshalb, weil in den betroffenen Regionen nicht unbedingt überall wirklich Veranlassung war, diesen Versicherungsschutz in Erwägung zu ziehen. Teilweise sind die bisherigen Versicherungsprämien für diesen zusätzlichen Schutz auch unerschwinglich.
Im Rahmen der Wiedergutmachung und Entschädigung muss deshalb nach einem fairen Verteilungsschlüssel gesucht werden, nachdem auch die ganz erheblichen privaten Spenden zugeteilt werden können. Das Katastrophenereignis hat nahezu überall die Grenzen der Vorstellbarkeit weit überschritten, sodass die Opfer, die diesem Jahrtausendereignis ausgesetzt waren, möglichst schnell wieder in ein einigermaßen geordnetes Leben zurückfinden können. Auch dies ist ein Gesichtspunkt der Solidarität unserer Gemeinschaft.
Da der Geldbedarf schon allein nach den allerersten Schätzungen immens sein wird, sollte auch weiterhin an die Spendenbereitschaft appelliert werden.
Natürlich werden auch sofortige Rufe der Klimaaktivisten laut, dass mit sofortiger Wirkung jeder denkbare CO²-Ausstoß eingestellt werden soll.
Dies ist für eine verantwortliche Umstellung unseres Wirtschaftssystems vollkommen illusorisch und es verkennt unverändert den Umstand, dass der weltweite Anteil der CO²-Lasten mit ca. 2 % alleine überhaupt keine relevante Veränderung auslösen kann. Unsere Aufgabe besteht daher neben der unmittelbaren CO²-Reduzierung natürlich auch in unserer Vorbildfunktion und in der Fortentwicklung entsprechender Technologien, die die CO²-Reduktion massiv vorantreibt.
Da nach den Aussagen der Wissenschaftler mit Naturereignissen in der Dimension in der vergangenen Woche leider durchaus auch wiederkehrend in unseren Regionen gerechnet werden muss, sind zusätzliche Vorsorgemaßnahmen dringend geboten. Die Gestaltung der Flussläufe, die Errichtung von Hochwasserschutzflächen, aber auch die Gestaltung von Infrastruktureinrichtungen müssen zeitnah einer Belastbarkeitsprüfung unterzogen werden. Dazu gehören auch städtebauliche Aspekte, die vor allen Dingen bei künftigen Neuansiedlungen dringend Berücksichtigung finden müssen.
Letzten Endes ist auch die Konzeption unseres Katastrophenschutzes einer kritischen Würdigung zu unterziehen. Ich bin dazu zwar unverändert der Meinung, dass sich unsere föderale Struktur in diesem Bereich durchaus bewährt hat. Allerdings kann bei Großereignissen sowohl die technische Warnung im analogen (Sirenenwarnung) als auch digitalen Bereich (Warn-Apps bzw. SMS-Warnung) optimiert werden. Unter Aufrechterhaltung der dezentralen Strukturen kann es jedoch sehr hilfreich sein, wenn für Krisenfälle eine einheitliche zentrale Steuerungseinheit in Betrieb gesetzt werden kann, da ja schon durch die aktuell bestehende Überschreitung der Landesgrenze zwischen Nordrhein-Westfalen und Rheinpfalz in einem relativ engen Korridor eine Abstimmung des Handels sich als sinnvoll dargestellt hat.
Das Ereignis war und ist ein Weck- und Warnruf, das uns in vielfältiger Hinsicht Aufgaben gegeben hat, denen wir in der kommenden Legislaturperiode des Deutschen Bundestages dringend nachgehen müssen. Gerade in solchen Krisensituationen kommt es aber auf Übersicht, Erfahrung und die Einbringung von fachlichen Gesichtspunkten an und nicht auf einen ideologischen Aktionismus. Dies bestätigen auch aktuelle Kompetenzumfragen, die der CDU für das Krisenmanagement guten Noten ausstellen.
Trotz aller Betroffenheit und der Notwendigkeit einer umfassenden Arbeit im Bereich der Folgenbeseitigung der Krise wird es unumgänglich sein, dass wir und auch ich in den nächsten Tagen und Wochen die Informationskampagne für die Bundestagswahl am 26.09.2021 aufnehmen müssen. Ich möchte ausdrücklich darauf hinweisen, dass dies keine Respektlosigkeit vor den Opfern und Schäden der Katastrophe ist. Es gehört jedoch auch zu den demokratischen Pflichten, die Bürgerinnen und Bürger über die Unterschiede in der kommenden politischen Arbeit hinreichend zu informieren, damit die Entscheidung nicht und vor allen Dingen nicht nur unter dem Eindruck kurzfristiger Fotokommentierungen durch die Presse getroffen wird, sondern auf der Grundlage eines umfassenden Vergleichs der Positionierungen der politischen Bewerber.
Ich werde jedenfalls bemüht sein, diese Information ebenso flächendeckend wie im persönlichen Kontakt möglichst rücksichtsvoll und sachlich zu übermitteln und werbe für Ihr Verständnis und Ihre Akzeptanz in dieser Hinsicht.
Bevor uns die Katastrophe ereilte, waren wir auf dem Wege, die Coronapandemie in den Hintergrund zu drängen und die Auswirkungen in den Griff zu bekommen. Nunmehr steigt die Inzidenz seit einer Woche wieder an und eine konsequente Fortsetzung hätte für die Zeit nach dem Sommer fatale Folgen.
Mit dem heutigen Tag sind 48,5 % der deutschen Bevölkerung vollständig und 60,6 % erstgeimpft. Diese Zahlen sind erfreulich, aber nicht ausreichend um einen umfassenden Schutz zu gewährleisten. Die Deltavariante zeigt ihre Gefährlichkeit bei den erneut explodierenden Zahlen in Großbritannien. Heute Nachmittag wurden Urlaubsländer wieder zum Hochinzidenzgebiet erklärt.
Es muss deshalb weiterhin unser gemeinsames Bemühen sein, die Impfkampagne konsequent fortzusetzen. Vielerorts wird jetzt die Möglichkeit eingeräumt, gewissermaßen im Vorübergehen die Impfung zu erhalten. Impfstoff ist im absolut ausreichenden Maße vorhanden.
Vernachlässigen sie dieses Thema unter keinen Umständen. Sicher wird in den nächsten Tagen die Gefahreneinschätzung neben dem reinen Inzidenzwert auch die Zahl der schweren Fälle, die Auslastung der Intensivbetten, die Todeszahlen und die Impflage berücksichtigen. Gleichwohl sollte die Vorsicht uns alle noch weiterhin in unserem Verhalten motivieren. Vor allen Dingen sollte eine konsequente Kontaktverfolgung und die Beachtung der AHA-Regeln unter keinen Umständen vernachlässigt werden. Bitte informieren Sie sich über die nächstmögliche Impfgelegenheit.
Bei all den dramatischen Ereignissen rund um Corona und der Flutkatastrophe gibt es in unserer Region immer wieder auch erfreuliche Umstände, die auch unbedingt Erwähnung finden.
Im Rahmen des regelmäßigen Austauschs hatte ich in dieser Woche auch die Gelegenheit zum Gespräch mit Mark Kilimann von den TheraKids in Bergheim-Glessen. Diese heilpädagogische Reittherapie in eigener Initiative leistet hervorragende Arbeit und wird jetzt in der Phase der Pandemie zunehmend nachgefragt. Es besteht deshalb für die Anlage Erweiterungs- und Ausbaubedarf, über den wir uns rege ausgetauscht haben.
Jetzt geht es daran, alle verantwortlichen Entscheidungsträger für diese Initiative zu begeistern und nach geeigneten Örtlichkeiten Ausschau zu halten. Ich setze mich deshalb sehr gerne für diese Aktivitäten ein. Eine wichtige Arbeit für unterstützungsbedürftigte Kinder aus der Region!
Darf Freude und Leid nebeneinander stattfinden? Ja – das darf es und es macht sogar großen Sinn.
Aus Anlass der Hilfsaktionen riefen Uwe Schnorrenberg vom Medio in Bergheim und Dieter Kirchbauer am vergangenen Mittwoch zu einem Benefizkonzert auf, in dem Künstler ihr musikalisches Talent und ihre Gagen und die bestens unterhaltenen Zuschauer Beiträge in die auf den Tischen stehenden Sammeldosen einbrachten. Auch auf diese Weise kann den Betroffenen Unterstützung zu Teil werden.
Bis jetzt sind bereits alleine an diesem Abend 2.500,00 € zusammengekommen, die im weiteren Verlauf noch aufgestockt werden dürften.
Danke an die Organisatoren und die Musikerinnen und Musiker, die mit ihren Melodien den Abend gestaltet haben.